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Unterrichtsprojekte:  Krimis aus dem 10. Jahrgang

Der verschwundene Junge

"Es ist acht, aufstehen", sagte seine Frau Klementin. Er rekelte sich noch und gähnte laut, dann stand er auf und ging ins Badezimmer um sich zu waschen. "Roger", sagte seine Frau, "mußt du heute ins Büro?" "Ja!" Die Kinder waren schon zur Schule gegangen, als er sich an den Frühstückstisch setzte, um einen Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen .Um 10 Uhr ging er dann aus dem Haus, um zum Büro zu fahren. Im Büro angekommen trank er erst einmal einen Cognac und guckte die Akten durch. Plötzlich klopfte es an der Tür, eine Frau trat herein und schluchzte. Roger stand sofort auf und sagte: "Setzen sie sich erstmal." Die Frau setze sich hin und sagte: "Mein Sohn ist seit vorgestern verschwunden." "Nun beruhigen sie sich mal, möchten sie einen starken Kaffee?" "Nein danke." "Wann haben sie ihn das letzte Mal gesehen ?" "Dienstag morgen um 9 Uhr. Lukas wollte zusammen mit einem Freund zu einer Modellschiff-Veranstaltung gehen, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen." "Wie heißt denn sein Freund? " "Torsten Krauz, er wohnt in Essen auf der Monschenstr. 105. " "Haben sie dort schon angerufen? " "Ja, er ist aber nicht dort! Torsten sagte, er habe Lukas auf der Messe verloren " "Haben sie ein Foto von ihrem Sohn? " "Ja, hier ist es, seine Haare sind nur kürzer. " "Hatte er Probleme? " "Nein." "Dann werde ich mich mal mit seinem Freund in Verbindung setzen. Fahren sie ruhig nach Hause und warten sie dort auf mich. Ach ja, wo wohnen sie eigentlich? " "Auf der Bongertstrasse 65." Roger fuhr zu dem Freund von Torsten, doch es war keiner dort. In der Nähe fragte er Jugendliche, ob sie Torsten wohl kennen. "Ja", sagte einer, "Er ist arbeiten beim KFZ- Mechaniker drei Straßen weiter". Er bedankte sich und fuhr los. Dort angekommen sah er einen blonden Jungen, der sich gerade umdrehte, er hatte blaue Augen und eine lange Narbe über dem Auge, die sich bis zum Mundwinkel runter zog. Roger fragte, ob er Torsten sei ,er sagte ja und fragte weshalb, ob es Probleme gäbe. Roger sagte ja und fragte ihn nach dem verschwundenen Jungen und zeigte ihm das Foto von ihm. "Ja, den kenne ich, ich war mit ihm auf der Modellbaumesse, doch dort habe ich ihn verloren." Roger faßte sich ans Kinn und fragte ob er Probleme mit anderen Jugendlichen gehabt habe. Torsten sagte: "Eigentlich nicht, da gibt es nur einen, über den ich aber nichts sagen will." Roger drückte ihm einen Zwanziger in die Hand. Darauf sagte er:"Es ist Mike, der hat einen Vogel, der nimmt Heroin und Lukas hatte bei ihm Schulden, ungefähr 250 DM." "Wo wohnt dieser Mike?" "In Bochum auf der Stahlhausstraße 240 bei Schröder." Roger bedankte sich und fuhr dort hin. Er klingelte. Plötzlich öffnete einer die Tür mit tiefen Augenrändern und blassem Gesicht. "Was willst du von mir?" fragte er, "Kennst du diesen Junge hier?" "Ja," sagte er, "kommen sie herein, sie sind bestimmt ein Dealer." "Sofort", antwortete Roger. "Ja, was wollen sie von ihm?" "Er schuldet mir Geld." "Warten sie einen Augenblick hier" Roger guckte sich um und sah in der Ecke einen Blutfleck und einen schwarzen Rucksack. "Hier bin ich wieder", sagte er und fragte Roger, ob er was brauchte. "Nein", sagte er und fragte, ob er wüßte, wo Lukas ist. "Nein, ich habe ihn das letzte mal auf der Messe gesehen." "Hat er dir auch Geld geschuldet?" "Nein", sagte Mike " Der war immer pünktlich mit seinem Geld." Roger bedankte sich und fuhr nach Hause. Er rief die Frau an und sagte ihr, daß er auf eine Spur gekommen sei, sie solle sich keine Sorgen machen. Als Roger zu Hause ankam, wartete seine Frau schon mit dem Essen "Wo bist du so lange gewesen?" "Ich bin einem Fall auf der Spur " "Ach so, das habe ich nicht gewußt " Am nächsten Morgen fuhr Roger sofort wieder los, er wollte noch mal zur KFZ-Werkstatt, doch plötzlich sah er, daß Mike und Torsten sich dort unterhielten, Roger versuchte nah genug heranzukommen um etwas von dem Gespräch mitzubekommen. "Hast du es jetzt erledigt?" "Ja, am Kanal war ich" "Ok, hier ist das Geld" "Alles klar bis Mittwoch, tschau." Roger grübelte, doch dann kam ihm die Erleuchtung. "Klar", dachte Roger, "er hat ihn viellicht zu Hause erschossen, ihn dann verpackt, dann mit dem Auto zum Kanal und eventuell mit Gewichten beschwert. Na ja, dann mal schauen." Am Mittag fuhr Roger zu Mike. "Hallo Mike, na wie geht es uns?" "Ja muß ey, komm’ rein!" Roger trat ein, setzte sich hin und fragte Mike, was er mit Torsten zu tun habe? Mike sagte: "Warum wollen sie das wissen?" "Nur so, weil Lukas bester Freund nämlich der Torsten ist, den du auch kennst." "Er kauft von mir" "Ach so ist das und du hast wirklich keine Ahnung, wo Lukas sein könnte?" "Nein, das habe ich ihnen doch schon mal gesagt und jetzt raus hier." "Ich komme wieder Mike." Roger fiel auf, daß der Blutfleck und der Rucksack fehlten. Roger fuhr zu Lukas Mutter. "Ihr Sohn, hatte er einen Rucksack mitgenommen?" "Ja." "Was für einen?" "Einen von Nike Air." "Vielen Dank." "Aber wo wollen sie hin?" "Keine Zeit!" Roger fuhr zu Torsten. Er hatte Mittagspause. Als Roger ihn antraf, sagte er: "Was hat Mike mit dem Kanal zu tun?" "Ich weiß nichts." "Die Tour zieht bei mir nicht, sag mir jetzt, was Mike mit Lukas gemacht hat." Roger packte ihn am Hals und drückte zu. Torsten hielt es vor Schmerzen nicht mehr aus. "Ok, ok, ich sage es. Mike hat Lukas im Kanal versenkt. Roger rief die Polizei an und schickte Beamte zum Kanal und zu Torsten. Mit drei weiteren Beamten fuhr Roger zu Mike, doch er war nicht da. Die Beamten durchsuchten die Wohnung und fanden 10.000 DM durch Zufall in sechs Paar Socken und eine blaue Jeans-Jacke mit dem Aufdruck eines Clubs. Die Beamten blieben dort. Roger fuhr zum Kanal, wo er auch die anderen Beamte gerade sah, die eine halbverkohlte Leiche aus dem Wasser holten. Die Leiche war so grauenvoll, daß man meinte, man wäre in einem schlechten Horrorfilm. Man konnte von der Leiche nichts erkennen. Es handelte sich um Lukas, wie es sich später herausstellte. Dies war einer der schlimmsten Tage für Roger. Er fühlte sich so schlecht, daß er nicht mal mehr daran dachte, daß Mike vielleicht schon über alle Berge sei. Doch die Beamten suchten schon nach Mike. Zwei Tage später fanden sie Mike, er hatte einen Selbstmord begangen. In einem Brief schrieb er:

Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich habe einen getötet und wurde nicht damit fertig. Ich weiß, daß der Mann, der bei mir war, ein Detektiv war und wußte, daß ihr mich so oder so kriegt. Also habe ich mir den goldenen Schuß gegeben. Lebt wohl. Roger verstand nicht ,woher Mike so viel über ihn wußte. Am Verhandlungstag wurde Torsten als Mittäter zu 8 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Torsten hatte auch die Idee gehabt, ihm das Benzin über den Körper zu gießen, um ihn dann anzustecken und ihn in den Kanal zu werfen . Torsten hatte Mike alles darüber erzählt, was Roger ihn fragte und was er war. Torsten bekam nur eine milde Strafe, weil er selbst abhängig war und zu diesem Zeitpunkt nicht zurechnungsfähig war. Roger jedoch fuhr nach Hause und machte sich Gedanken, bis er von allein einschlief.

Marko Slomianka

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